Fachtagung Betriebswirtschaft
Zur gemeinsamen Fachtagung Betriebswirtschaft luden der Verband der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt e.V. und der Verband der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt e.V. ihre Mitglieder nach Wernigerode am 23. und 24. Oktober 2024 ein.
Die mehr als 130 Teilnehmer wurden durch Doreen Mottl (Vorstand und Prüfungsdirektorin VdWg) begrüßt. Unter dem Motto sich gemeinsam den Neuerungen und damit verbundenen Heraus-forderungen stellen, Chancen zu ergreifen und für sich zu nutzen, stand die zweitägige Veranstaltung.
Im ersten Vortrag gab Guido Schwarzendahl (Vorstand der Bauverein Halle & Leuna eG und Vorsitzender des Fachausschusses Wohnungswirtschaft, Betriebswirtschaft und Steuern) einen tiefen Einblick in die Arbeit seines Fachausschusses. Im Fokus stand das aktuelle Thema Fernwärme. Er machte klar, das die Fernwärme nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Hoffnung in sich trägt. Auch wenn die gegenwärtige Ausgangssituation, insbesondere die unzureichende Markt- und Preisaufsicht unsere Mitgliedsunternehmen immer wieder vor großen Schwierigkeiten stellt. Deswegen ist ein Erfahrungsaustausch zur Preissituation in den einzelnen Regionen im Fachausschuss umso wichtiger. Im Weiteren stand die CO2 Kostenaufteilung bei wärmeversorgten Wohnungsbeständen zur Diskussion. Dabei können je nach Abrechnungsmethode für den Vermieter anteilig wesentlich höhere Kosten entstehen als für den Mieter. Der Grund hierfür ist, dass der festgelegte CO2-Preis (derzeit: 30,00 EURO/t CO2) nach dem BEHG bei großen Fernwärmeerzeugern und Erzeugern der Fernwärme durch KWK nicht zur Anwendung kommt. Stattdessen kommt hier ein wesentlich höherer, nämlich ein Börsen-Durchschnittspreis von zuletzt 80,40 EURO/t CO2 bzw. 83,68 EURO/t CO2 zum Tragen, der wiederum erheblich von den tatsächlich vom Energieversorger gezahlten CO2-Preisen abweichen kann. Bei einer Weiterberechnung an die Wohnungsunternehmen entstehen so regelmäßig wesentliche Diskrepanzen, die derzeit nicht aufgelöst werden können. Weiter zeichnete Guido Schwarzendahl den Themenkreis des Fachausschusses von den Entwicklungen der in diesem Jahr novellierten EPBD bis zum in Kraft getretenen GEG.
Dr. Matthias Kuplich (Vorstand und Verbandsdirektor VdWg) führte daran anschließend durch die aktuellen Themen aus der Wohnungswirtschaft und -politik des Jahres 2024. Bei den drängendsten Herausforderungen stellen sich die ESG-Anforderungen, Energieeffizienz und Klimaschutz von Gebäuden ganz nach vorn. Für Sachsen-Anhalt muss jedoch der Blick auf die demografische Entwicklung und die im Bundesvergleich relativ hohen Leerstandsquoten in den Vordergrund gerückt werden. Anschließend betrachtete er die UN-Agenda 2030 und das UN-Klimaschutzabkommen von Paris und stellte die Zusammenhänge zu den aktuellen wohnungspolitischen Entwicklungen her. Die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung bestimmen dabei immer mehr die Strategien in der Wohnungspolitik und werden zunehmend wesentliche Faktoren in der täglichen Arbeit unserer Mitgliedsunternehmen. Um die Klimaschutzbeiträge unserer Mitglieder halbwegs bezahlbar zu gestalten, sollte der Fokus konsequent auf CO2-Vermeidungsstrategien ausgerichtet sein.
Christian Gebhardt (Wirtschaftsprüfer und Leiter des Referates Betriebswirtschaft des GdW) berichtete über die aktuelle Entwicklung zum IDW RS IFA 1 n.F. und die Arbeit des immobilienwirtschaftlichen Fachausschuss des IDW. Insoweit ging er der Frage nach, wie die zukünftig anstehenden Klimainvestitionen aktiviert werden können. Danach ging er auf die ESG-Anforderungen der Banken und die Weiterentwicklung des Deutschen Nachhaltigkeitskodexes ein und stellte dabei die Anforderungen der Wohnungsunternehmen in Bezug auf EU-Taxonomie und den Zielkonflikt EPBD dar. Zu erwarten ist, dass das Kapital zukünftig nahezu ausschließlich in sehr gut sanierte und energieeffiziente Gebäude fließen wird. Denn die ESG-Kennzahlen werden zukünftig einen maßgeblichen Einfluss im Kreditvergabeprozess haben.
Einen Einblick in den Maschinenraum einer Bank gewährte schließlich Brit Meyer (Business Development Managerin Wohnungs- & Tourismuswirtschaft, DKB). Sie stellte die ESG-Anforderungen aus der Sicht einer Bank dar. Brit Meyer zeigte auf, welche Auswirkungen auf die Unternehmen zukommen werden, wenn sie die Anforderungen nicht erfüllen. Für ein nachhaltiges Finanzwesen gilt auch für Banken ein festgeschriebener Aktionsplan mit drei wesentlichen Zielen: die Kapitalströme sind auf eine nachhaltige Wirtschaft auszurichten, die Nachhaltigkeit ist im Risikomanagement zu verankern und es ist Transparenz zu schaffen. Wichtiger und auschlaggebender Indikator für eine Finanzierung der Banken im Immobilienbereich ist Energieeffizienz der zu betrachtenden Gebäude. Der Energieausweis wird damit zum „Königsdokument“. Ohne ihn wird zukünftig keine Finanzierung mehr möglich sein. Des Weiteren ist die Erfassung der unternehmensbezogenen Daten hinsichtlich der Nachhaltigkeit wichtiger Bestanteil für die Bonitätsanalyse. Wie der gesamte europäische Finanzsektor, bekennt sich die DKB zum Pariser Klimaabkommen und zu den globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen.
Am nächsten Morgen eröffneten Raphael Küpperbusch (Mitglied der Geschäftsführung) und Claudia Menge (Regionaldirektorin) der Aareon Deutschland GmbH den zweiten Tag unserer Fachtagung Betriebswirtschaft. Dabei gingen sie offen mit den Fragen zur kürzlichen Übernahme der Haufe-Lexware Real Estate AG und der Veräußerung an die Private-Equity-Unternehmen TPG und CDPQ um. Deutlich wurde, dass das ERP-System das Herzstück eines jeden Wohnungsunternehmens ist. Sie erklärten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern klar und deutlich die zukünftige Produktstrategie der Aareon.
Im letzten Teil der Tagung informierte Doreen Mottl über die Einführung der verpflichtenden E-Rechnung zum 1. Januar 2025 in Deutschland. Ausgehend von den rechtlichen Grundlagen erläuterte sie die nun anstehenden Verpflichtungen für die Wohnungsunternehmen. Vorbehalte und Befürchtungen wurden aufgeklärt. Ein differenzierter Blick lohnt auch hier. Zwar müssen die damit einhergehenden neuen technischen Anforderungen erfüllt werden. Jedoch stecken in den mit der E-Rechnung zu implementierenden automatisierten Bearbeitungsprozessen auch große Effizienzpotentiale.
Sonach beendete Doreen Mottl die wieder einmal erfolgreich und bis zum Schluss sehr gut besuchte Fachtagung Betriebswirtschaft am Mittag des zweiten Tages und bedankte sich bei allen Referenten und Referentinnen für die Unterstützung und die ausführlichen Einblicke in ihre Arbeit und damit verbundenen Strategien.
Bis zur nächsten Fachtagung Betriebswirtschaft am 08. und 09. Oktober 2025 und wieder in Wernigerode.