Wohnungswirtschaft
Energieautarke Reihenhäuser für die Lindenhofsiedlung
Wohnen der Zukunft
Energieautarke Reihenhäuser für die Lindenhofsiedlung
In Kürze starten wir mit dem Bau einer ernergieautarken Reihenhausanlage als Modellprojekt. Sie wird sich weit- gehend selbst mit Energie versorgen. Sonnenlicht, modernste Technik und altbekannte Baustoffe machen’s möglich
Wenn die Sonne über der Ottostadt strahlt, haben künftig auch Magdeburger Wohnungsmieter:innen gut lachen. Weil die warmen Strahlen ihr Haus mit Energie aufladen und dabei den Geldbeutel sowie die Umwelt schonen. Denn: Eine der ersten energieautarken Wohnanlagen in Sachsen-Anhalt soll in Kürze bei uns gebaut werden und in puncto Klimaschutz sowie Wohnen der Zukunft neue Maßstäbe setzen. Die Baugenehmigung liegt vor, noch in diesem Jahr wollen wir den Bau einer hochmodernen Reihenhausanlage starten und sie bis 2022 fertigstellen.
„Das Vorhaben wird für viele andere Kommunen und Unternehmen überall in Deutschland Vorbildcharakter haben“, freut sich Peter Lackner, Geschäftsführer der WOBAU Magdeburg.
Im Hopfengarten, ganz im Süden der Landeshauptstadt, wollen wir als kommunales Wohnungsunternehmen und größter Vermieter Sachsen-Anhalts „in einem Modellprojekt zeigen, wie man in der Zukunft bauen kann und dass die Wohnungen für Menschen mit jedem Geldbeutel bezahlbar sind“, so Peter Lackner weiter.
Pauschalmiete schafft für die Mieter:innen Kostensicherheit
Vorteil des Zukunftsmodells „Energieautarkie“: „Wir können den Mietern für mehrere Jahre eine Pauschalmiete anbieten, in der Wohnen, Wärme und Strom als Flatrate bereits enthalten sind, da wir keine steigenden Energiepreise zu berücksichtigen haben“, erklärt der Geschäftsführer: „Das gibt Sicherheit und schützt vor steigenden Kosten.“ Damit habe das Projekt auch eine soziale Komponente.
„Rohstoff“ Sonne sorgt für die notwendige Energie
Doch was heißt energieautark? Gemeint sind Gebäude, die sich energetisch weitgehend selbst versorgen. Das Konzept basiert auf dem kostenfreien, krisensicheren und alternativen „Rohstoff“ Sonne zur Eigenversorgung mit Wärme und Strom. „Das funktioniert im Sommer meist zu 100 Prozent, im Winter bedarf es hingegen einer geringen Energiezufuhr. Unter dem Strich lässt sich heutzutage eine Autarkiequote von bis zu 60 Prozent erreichen“, erklärt der WOBAU-Chef.
Er sieht das Projekt als Meilenstein: „Wir machen jetzt in der Entwicklung von Gebäuden den nächsten Schritt. Es geht nicht mehr nur um die Energieeffienz, wie bei der klassischen Wärmedämmung, sondern um die Gesamtenergiebilanz.“ Dabei fließen ebenso Technologien wie Infrarotheizungen ein.
Altbekannte Baustoffe speichern die Wärme
Nützlich seien dabei altbekannte Speichertechniken, verweist Lackner auf die Erfahrung unserer Vorfahren: „Schon vor 100 oder 200 Jahren hat man zum Beispiel mit speicherstarken Backsteinziegeln gebaut“, so Lackner. Auch moderne energieautarke Gebäude seien mit entsprechenden Baustoffen und dickeren Wänden versehen, die nicht nur dämmen, sondern eine hohe Speicherfähigkeit aufweisen und damit für eine weitgehend gleichmäßige Raumtemperatur sorgen, unabhängig von der Außentemperatur.
Als kommunales Unternehmen zu Innovation verpflichtet
Energetisches Bauen und Klimaschutz stehen bei der WOBAU unterdessen schon lange auf der Agenda: „In der denkmalgeschützten Beimssiedlung aus den 1920er Jahren haben wir bei der Sanierung von Wohngebäuden zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung eingebaut und sind dafür beim Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet worden“, sagt Lackner. Beim Neubau des Domviertels habe der Wasserhaushalt bei den Planungen eine wichtige Rolle gespielt. Ein unterirdisches Regenrückhaltebecken sorge dafür, dass bei Starkregen kein Wasser in die Elbe fließt, sondern das kostbare Nass gespeichert wird. So steht es etwa für die Bewässerung von Grünanlagen zur Verfügung. Das dort neu gebaute Parkhaus der WOBAU wird komplett mit Sonnenstrom betrieben.
Innovatives Bauen sei keine Kür, sondern Pflicht, hält Lackner fest: „Wir haben ein anderes Geschäftsmodell, als rein profitorientierte Unternehmen. Wenn wir es nicht machen, bleibt die Entwicklung stehen.“ Dass Magdeburg bei der Innovationskraft gerade auch im Wohnungsbau hervorsteche, sei ebenfalls kein Zufall. „In München, Hamburg oder Potsdam ist für einen Eigentümer klar, dass er praktisch jede Wohnung sofort vermietet bekommt. In Magdeburg gibt es einen starken Mietermarkt mit kräftigen Playern. Wir müssen uns behaupten und dazu immer wieder für Aufsehen sorgen und etwas bauen, mit dem sich die Menschen identifizieren, das sie lieben“, fasst Lackner zusammen. Damit habe Magdeburg eine starke Triebfeder für innovative Stadtentwicklung – und mit der WOBAU einen starken Motor.
Wohnquartier im Porträt
Naturnahes Viertel bei Familien gefragt
Die Lindenhofsiedlung ist mit ihrem Gartenstadtcharakter eines unserer beliebtesten Wohnquartiere. Die Ende der 1930er Jahre errichtete Siedlung wurde in Zeiten zunehmender Wohnungsknappheit als Volkswohnanlage gebaut, um die Arbeiter der nahe gelegenen Krupp-Gruson-Werke mit Wohnraum zu versorgen.
Die damals für die Eigenversorgung der Familien noch elementar wichtigen Obst- und Gemüsegärten haben sich heute zu wertvollen privaten Erholungsoasen entwickelt, die von unseren Mietern besonders geschätzt werden.
Wir bauen größere Wohnungen
Da sich im Wandel der Zeit Ansprüche an Wohnraumgrößen und -qualitäten geändert haben, wurde seit einiger Zeit mit einer behutsamen Aufwertung unseres Wohnungsbestandes begonnen. Denn: Die in der Siedlung fast ausschließlich vorhandenen Kleinstwohnungen mit ca. 42 qm Wohnfläche sind für Familien in der heutigen Zeit völlig ungeeignet. Doch die grüne Lage des Quartiers mit Kita und Grundschule in unmittelbarer Nähe wird immer stärker von jungen Familien nachgefragt, so dass sich die WOBAU entschieden hat, frei werdende Wohnungen mit Sanierungsbedarf zu familienfreundlichen 3- bis 4-Raum-Wohnungen zusammenzulegen, an geeigneten Stellen sogar mit einem direkten Zugang zum eigenen Mietergarten.